Ein Museumsbesuch für alle Sinne
„Die Kinder dürfen alles angreifen und schreien – und überhaupt alles!“, erklärt die nette Dame an der Kassa gleich zu Beginn. Es gibt wohl wenige Sätze, die Eltern lieber hören, wenn sie mit kleinen Kindern ein Museum betreten. Entspannung kehrt also bei den Großen ein, während die Kinder schon im Vorraum beginnen, die ersten Exponate ganz genau zu untersuchen und begeistert in die Ausstellung rennen. Also hinein ins Abenteuer, in die Welt der Wahrnehmung.
Dass die Villa Sinnenreich in Rohrbach ein außergewöhnliches Museum ist, merkt man schon beim Kartenkauf. Die Eintrittskarten sind aus Esspapier, es gibt sie in fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen. Schon im Vorraum gibt es einen großen Tisch auf Kinderhöhe mit alten und neuen Spielen, an denen Kinder ihre Geschicklichkeit testen können. Aber das ist erst der Anfang – auf 400 Quadratmetern gibt es hier über 50 von Künstlern entwickelte Exponate, die zum Ausprobieren und Entdecken einladen. Große und Kleine staunen über einen großen schwebenden Stift, über gegengleich kreisende Spiralen, über Fische, die von Magneten bewegt werden.
Ohne Schuhe, aber mit weißen Handschuhen wird das eine der großen Attraktionen des Museums betreten: das begehbare Kaleidoskop, in dem man sich in alle Richtungen gespiegelt sieht. Um das Erlebnis im Schwarzlicht noch spannender zu machen, können Masken und bunte Tücher in das Kaleidoskop mitgenommen werden.
Auch im Spiegel-Oktogon, das die Kinder alleine betreten können, sehen sie sich unendlich vervielfacht und können sich von allen Seiten betrachten. Draußen warten Spiegel, die verzerren, dick und dünn machen.
Auf einem überlebensgroßen Nagelbrett können Kinder und Erwachsene Abdrücke von ihrem Körper machen. Wer nebenan schaukelt, sieht dabei drehende Kreise an der Wand.
Eine ganze Kleinfamilie hat im „Fühlschiff“ Platz, das wie eine riesige Kokosnuss aussieht: Durch eine runde Öffnung kann man in die Höhle kriechen. Wenn man sie anschließend zustöpselt, ist es plötzlich stockdunkel und mucksmäuschenstill. Ein kuschliges Erlebnis für mutige Kinder und Erwachsene.
In "Barragans Haus" mit einer schiefen Ebene wird der Sehsinn irritiert und die Größe der Menschen stark verändert – wer in der einen Ecke steht, scheint winzigklein, während der andere in der gegenüberliegenden Ecke riesengroß wirkt.
Daneben steht Mister Ohrlovsky, ein grauer Mann mit zahllosen Ohren am Körper. Wenn man ihn mit beiden Händen berührt, ertönt der eigene Herzschlag aus seinen Ohren.
Nach einer Runde mit vielen Eindrücken geht es wieder zurück zum Eingang der Villa Sinnenreich, wo es im Museumsshop noch kleine Spiele zum Thema Wahrnehmung zu kaufen gibt. Ein spannendes kleines Museum, in dem Erwachsene und Kinder einiges erleben können. Auch für ganz Kleine gibt es viel auf Augenhöhe zu entdecken.
Die schöne gelbe Villa, in der das Museum beheimatet ist, wurde 1922/23 vom Lederfabrikanten Wilhelm Poeschl erbaut. 1995 kaufte die Stadtgemeinde Rohrbach die Villa und den dazugehörigen Park, 2004 wurde die Villa Sinnenreich eröffnet.
Von hier startet auch der sechs Kilometer weite Wanderweg „Sinnenreich“, der speziell für Familien und Kinder gestaltet wurde: mit unmöglichen Dreiecken, einem Wiesenlabyrinth, einem Barfußweg und einigem mehr. Anfang und Ende der Wanderung ist der Spielplatz im Park der Villa Sinnenreich.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag: 10 bis 16 Uhr
Sonntag und Feiertage: 13 bis 18 Uhr
Parkplätze beim Museum, in der Villa Sinnenreich gibt es einen Wickeltisch.
Villa Sinnenreich
Bahnhofstraße 19
4150 Rohrbach-Berg
www.villa-sinnenreich.at